Leserbrief von Budin
Das Niederschreiben hilft mir dabei mein Seelenheil zu finden. Es ist eine Therapie für meinen Geist und ich hoffe, dass sich der eine oder andere Kamerad vielleicht in diesen Zeilen wiederfinden kann.
Ich habe mir eine kleine afghanische Flagge auf dem Schreibtisch platziert. Für mich liegt der letzte Einsatz dort schon vier Jahre zurück und ich ertappe mich jeden Tag dabei, wie ich an dieses ferne Land denke und es meinen ganzen Geist beherrscht. Das Land am Hindukusch lässt mich nicht mehr los. Immer wieder habe ich das Gefühl, als hätte ich einen Teil meiner Seele dort unten gelassen und wäre nicht ganz vollständig nach Deutschland heimgekehrt. Meine eigene Heimat erscheint mir heute fremder wie je zuvor. Nichts hat mehr den gleichen Geschmack und der wahre Auslandseinsatz und die wahre Fremdheit bekam ich erst hier Daheim zu spüren. Niemand, nicht einmal meine Liebsten, verstanden was ich dort unten durchlebt hatte und auch ich selbst ahnte nicht, wie sehr es mich alles geprägt hat. Das Gefühl bleibt zurück, dass man eine Arbeit unverrichtet gelassen hat. Wir, so fühle ich, sind nicht fertig geworden mit unserem Einsatz und waren nicht erfolgreich. Dies nagt an mir und bringt mich um den Schlaf.
Die ganze Lebensmühe und die Zeit, das Herzblut und den Schweiß, den ich in dieses Land gegeben habe, scheint mir vergebens. Wenn ich mein Leben noch einmal Leben könnte, würde ich dort nicht wieder hingehen. Ich hätte meinen Hut genommen und wäre gegangen, als ich noch die Chance gehabt hatte. Wirklich! Ich weine um dich, mein Afghanistan! Im tiefsten Herzensgrund weiß ich, dass wir wenig erreicht haben. Ich denke an all die Opfer, die Toten und das Blut dieses Krieges, der mir keine Ruhe mehr lässt. Der Wunsch dir zu helfen und dich zu schützen hat mich krank gemacht. Dein Schicksal rann uns durch die Finger, wie der Sand deiner Wüsten und keine von oben zelebrierte und aufgehübschte Lüge kann mich täuschen.
Trotzdem. Es war vielleicht die beste Zeit meines Lebens
- Diese Zeilen stammen von „Budin“, der dies an mich herangetragen hat. Er zog mehrmals mit seinen Freunden und Kameraden in den Auslandseinsatz in Afghanistan.
Foto: http://flickr.com/photos/29456680@N06/6079399558
Videos zum Thema:
Hat dir der Beitrag gefallen? Wir auf YOUNG GERMAN stecken viel Arbeit und Herzblut in unsere Artikel und wollen uns dauerhaft als alternatives Medium etablieren. Du kannst dich bei uns bedanken, indem du auf Facebook oder Minds.com dein „Like“ hinterlässt, uns einen Kaffee spendierst oder ein monatlicher Unterstützer auf Patreon wirst. Mit deiner Hilfe wollen wir wachsen und ein unabhängiges alternatives Medium zu den Massenmedien anbieten!
https://www.patreon.com/Younggerman
https://www.facebook.com/TheYoungGerman
https://www.minds.com/Younggerman
